So machst du ein gutes Foto!

Im Februar habe ich eine Gruppe zwei Wochen lang als Reiseleiter durch den Oman begleitet. Auch wenn diese Reise keine Fotoreise war, sondern „nur" eine Wander- und Erlebnisreise kommen von den Gästen natürlich trotzdem immer Fragen zu meinem Dasein als Fotograf. Was die Teilnehmer*innen neben dem Material immer wieder wundernimmt, ist wie viele Fotos ich von so einer Reise mit nach Hause nehme. Oft wird im gleichen Atemzug dann auch von jemand anderem erzählt, der jeweils mit Tausenden von Bildern von so einer Reise zurückkomme (ich verwende die Begriffe Bilder und Foto in diesem Text synonym). Oft schwingt da auch gleich Ehrfurcht mit ab der grossen Zahl und schnell entsteht der Eindruck, dass mehr Bilder gleichzusetzen sind mit der Qualität der Fotos. Quantität führt (automatisch) zu Qualität, quasi… Aber ist das wirklich so und was braucht es als Fotograf*in (egal ob Hobby oder Beruf), um gute Fotos zu machen? Was sind gute Fotos überhaupt? Und was hat Fotografieren mit Persönlichkeitsentwicklung und sich selbst kennen zu tun? Viel mehr als du auf den ersten Blick vermuten könntest.

Omani Kaffee vom Feuer in den Wahiba Sands

Was ein gutes Foto ist, ist am Ende stets Geschmackssache und genauso viele Meinungen dazu gibt es auch. Eine Aussage von Thomas Höppker, der das berühmte Bild mit der Faust von Muhamad Ali gemacht hat, hat bei mir viel Resonanz erzeugt: ein gutes Foto zeigt eigentlich immer die Ansicht einer*s Fotograf*in. Ein Foto ist demnach dann gut, wenn es nicht nur etwas abbildet, sondern auch der*die Fotograf*in darin erkennbar ist. Etwas anders formuliert bedeutet dies, dass das Foto eine Handschrift aufweist und der*die Fotograf*in eine eigene Bildsprache hat. So wie ein Schriftsteller an seinem Schreibstil erkennbar ist, bedeutet eine eigene Bildsprache haben, dass man die Fotos der Person zuordnen kann, die sie gemacht hat. Ein solches Foto zeigt dann auch einen Ausschnitt der Welt, wie ihn nur der*die Fotograf*in sehen kann. Als Betrachter kann ich bei so einem Foto die Welt durch die Wahrnehmung von jemand anderem entdecken und kennen lernen. So erhalte ich einen Einblick in die Welt, wie ich sie selbst wohl nicht gesehen hätte. Das finde ich tausend Mal spannender als die gleiche Art von Foto die schon viele andere zuvor gemacht haben. Nicht umsonst sagt man, dass wenn man 5 Fotograf*innen mit der gleichen Kamera an den gleichen Ort sendet, 5 unterschiedliche Bilderserien zurückkommen.

Jebel Akhdar

Wie und welche Fotos du siehst (und machst), hängt damit zusammen, wie du ausgewachsen bist, welche Sozialisation du erfahren hast und was für Erfahrungen du in deinem Leben gemacht hast. All dies prägt uns und lenkt den Blick auf Dinge, die für uns aufgrund unserer ganz eigenen Persönlichkeit wichtig sind. Was für uns als interessant erscheint, mag für jemand anderes dann auch belanglos sein.

Wie kommt du zu einer eigenen Bildsprache und zu Fotos, die das zeigen und ausdrücken, was du gesehen und gefühlt hast? Was braucht es denn nun, damit du solche Bilder machst und nicht einfach das Sujet in der gleichen Form abknipst wie Hunderte oder Tausende vor dir (Instagram und all die ähnlichen Plattformen lassen grüssen…).

Fischmarkt in Muskat

Ich strebe mit meinen Fotos an, dass sie, zumindest für mich, auch später noch das wiedergeben, was ich vor Ort gesehen und gefühlt habe. Ich fotografiere Dinge und Momente, die vielleicht nur mir genauso aufgefallen sind. Ich hatte in meinem Fotostudium an der University of the Arts in London mit Peter Fraser einen wunderbaren Tutor, der mir dazu die Türe weit geöffnet hat. Bei ihm haben wir in den Übungen selten die Fotos an sich besprochen haben, sondern immer was bei mir/uns passiert ist, warum ich das Bild gemacht habe, was ich wahrgenommen habe (wahrnehmen beinhaltet nicht nur sehen, sondern auch riechen, körperlich und seelisch fühlen und empfinden) und wie es mir ergangen ist. Ich habe beim ihm gelernt, dann zu fotografieren, wenn ich etwas wahrnehme aufgrund meiner persönlichen Geschichte und diesen Ausschnitt aus der Welt dann auch so zu fotografieren, dass er das wiedergibt. Damit unterscheiden sich meine Fotos von einfachen und banalen Schnappschüssen und geben meine ganz persönliche Sicht und Wahrnehmung der Welt wieder. Ich fotografiere, weil mir Fotografieren hilft, die Welt für mich und andere in Bildern zu erklären, zu „sortieren“ und meine persönliche Wahrnehmung anderen zugänglich zu machen.

Khasab in der Excklave Musandam am Horn von Hormuz

Vielleicht fragst du dich nun, ob es schwierig, ist diese Art von Fotografie zu erlernen und ob sogar du das auch könntest? Der erste Teil der guten Antwort ist, dass du eigentlich schon alles dazu in dir hast. Aber wie bei allem, braucht es auch hier etwas Geduld und Übung, damit du dies aktiv und bewusst nutzen kannst. Der nächste Teil der guten Antwort ist, dass du von Fototechnik nicht einmal viel verstehen musst (du kannst das sogar mit einem Natel machen). Es geht vielmehr darum, dass du interessiert bist, deine eigene Wahrnehmung (und damit auch dich) besser kennen zu lernen und an deiner eigenen Bildsprache zu arbeiten.

Jebel Shams, Abends

Der richtig gute Teil der Antwort ist nun, dass ich dich dabei unterstützen kann und du von meinem grossen und langjährigen Wissen in der Fotografie in Kombination mit meiner Coaching-Erfahrung profitieren kannst. Ich biete zum einen Eintages-Workshop in Zusammenarbeit mit Foto Zumstein in Bern an (Infos und Anmeldung), der dir einen ersten Einblick dazu vermittelt und vielleicht ist es genau das, was du vorerst einmal möchtest. Wenn du aber mehr möchtest als nur einen Tag (der sowieso immer viel zu schnell um ist), begleite ich dich gerne im Oktober im exklusiven Creatreat in Apulien. Man kann dann in Süditalien übrigens immer noch herrlich baden und wir nehmen uns auch dazu die Zeit! Den Genuss hilft entspannt zu sein und das wiederum hilft der Wahrnehmung. Aber zurück zum Thema. Im Creatreat nimmst du dir fast eine Woche lang Zeit, um mehr über deine Wahrnehmung zu erfahren, findest heraus, was für dich ein gutes Foto ist und wie du es gestalten/machen kannst. Und Achtung! Ein gutes Foto muss nicht technisch perfekt sein, sondern es löst etwas (Gefühle) im Betrachter aus und darf sehr gerne auch (technisch) unperfekt sein. Dabei darfst du auch die ganzen Fotoregeln wie goldener Schnitt etc. ignorieren. Wer sich nämlich nicht an Regeln hält, kann auch nicht falsch machen ;-). Weitere Infos dazu findest du auf meiner Foto-Webseite: Creatreat - Apulien

Bilat Sayt im Wadi Bani Awf

Wadi al Hemly

Sehen wir uns bald mal mit einer Kamera in der Hand und erkunden gemeinsam, was Wahrnehmung ist und wie sie funktioniert? Ich würde mich freuen. Denn auch das ist Persönlichkeitsentwicklung und Wachstum in seiner schönsten Form.

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Heimat – Wo fühlst du dich wirklich zu Hause?