Der “Sichere Ort” in der systemischen Erlebnispädagogik: Dein Rückzugsort in der Natur und in dir selbst
Stell dir vor, du bist in der Natur, umgeben von Bäumen, dem Gesang der Vögel und der frischen Luft. Ein Ort, an dem du dich sicher und geborgen fühlst. Doch was braucht es eigentlich, um dieses Gefühl der Sicherheit in der Natur zu erfahren? Und wie können wir diesen sicheren Ort auch in unserem Inneren erschaffen?
Sicherheit in der Natur erleben
Um sich in der Natur sicher zu fühlen, sind ein paar grundlegende Dinge wichtig:
1. Vertrauen in die Umgebung: Wenn du die Umgebung kennst, fühlst du dich automatisch sicherer. Das Wissen über örtliche Tiere, Pflanzen und Wetterbedingungen kann dir helfen, mögliche Gefahren besser einzuschätzen und Vertrauen in die Natur zu entwickeln.
Ich erinnere mich, wie ich durch das Leben auf der Alp im Diemtigtal lernte, erste Anzeichen von Wetterumschlägen besser wahrzunehmen. Als Solothurnerin kannte ich zwar die Gewitter am Jurasüdfuss bestens – doch in den Voralpen verhalten sich die Gewitter ganz anders: Es geht alles viel schneller. Dieses Wissen und meine Erfahrungen in der Beobachtung des Wetters gibt mir ein Gefühl der Sicherheit und Verbindung zum Thema Wetter.
2. Gut ausgerüstet sein: Die richtige Ausrüstung macht einen grossen Unterschied. Wetterfeste Kleidung, genügend Wasser, ein Notvorrat an Essen, ein gut bestücktes Erste-Hilfe-Set und zuverlässige Kommunikationsmittel geben dir Sicherheit und lassen dich besser auf verschiedene Situationen vorbereitet sein.
Bei kleineren oder grösseren Ausflügen mit Schüler:innen, wie auch beim Durchführen von erlebnispädagogischen Anlässen stelle ich fest, wie beruhigend es ist, immer eine kleine Notfallausrüstung dabei zu haben. Dieses Gefühl der Vorbereitung gibt mir grosse Sicherheit, selbst in abgelegenen Gebieten.
3. Gemeinschaft und Unterstützung: Gemeinsam ist man stärker. Wenn du in der Natur nicht allein bist, sondern dich in der Gesellschaft von Freunden oder einer Gruppe bewegst, kann das ein starkes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
In unserer Ausbildungsgruppe des Lehrgangs «Systemische Erlebnispädagogik» verliessen wir immer wieder die eigene Komfortzone. Das Wissen um die Gruppe, die gegenseitige Unterstützung und das Teilen von Aufgaben halfen uns allen, uns sicherer und geborgener zu fühlen.
4. Selbstvertrauen und Fähigkeiten: Das Erlernen von Fähigkeiten wie Orientierung, Feuer machen oder das Managen von Notfällen stärkt dein Selbstvertrauen. Mit dem Wissen, dass du in der Lage bist, auf unerwartete Situationen zu reagieren, wächst auch dein Sicherheitsgefühl. Ich erinnere mich an einen Moment, als ich das erste Mal erfolgreich einen Sonntagszopf auf dem offenen Feuer gemacht habe. Diese Fähigkeit gab mir ein tiefes Gefühl von Selbstvertrauen und Sicherheit – ehrlich gesagt war ich ein bisschen stolz 😉Zudem liebe ich es, mit dem vorhandenen Material und den Gegenheiten vor Ort zu improvisieren – sei es beim Kochen, Feuer machen oder dem Campbau 😊
Den Sicheren Ort in dir selbst finden
Neben der physischen Sicherheit ist es ebenso wichtig, einen sicheren Ort in uns selbst zu schaffen. Hier sind einige Wege, wie du diesen inneren Rückzugsort finden und stärken kannst:
1. Innere Stabilität: Übe regelmässig Achtsamkeit und deine Form von Meditation. Diese Praktiken helfen dir, deinen Geist zu beruhigen und eine stabile innere Balance zu finden. Durch regelmässige Übungen entwickelst du eine innere Stärke, die dir hilft, in stressigen Situationen ruhig und gelassen zu bleiben.
Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass mir ein inneres Ausrichten und mich selbst wahrnehmen am Morgen hilft, den ganzen Tag über zentriert und ruhig zu bleiben, selbst wenn um mich herum das Chaos herrscht - und das kommt ab und zu mal vor ;-).
2. Sich verwurzelt fühlen: Finde heraus, was dir wirklich wichtig ist und wofür du stehst. Diese Selbstreflexion und das Erkennen deiner persönlichen Stärken und Ressourcen lassen dich tiefer in dir selbst verwurzeln und geben dir Halt.
Ich stelle fest, dass mir regelmässige Coachings helfen, meine Werte und Ziele klarer zu sehen. Je besser ich mich selbst kenne, desto besser kann ich mich auch selber führen. Das wiederum gibt mir inneren Halt und stärkt mein Vertrauen in mich und meine Standfestigkeit in stürmischen Zeiten.
3. Unabhängigkeit vom Aussen: Es ist wichtig, dass dein Gefühl von Sicherheit und Stabilität nicht von äusseren Umständen abhängt. Indem du eine resiliente Haltung entwickelst und lernst, deine Emotionen zu regulieren, schaffst du eine innere Sicherheit, die unabhängig von äusseren Einflüssen besteht.
Eine Erfahrung, die mir dabei geholfen hat, war die bewusste Atmung in stressigen Momenten. Dadurch konnte ich lernen, meine innere Ruhe zu bewahren, selbst wenn die Situation um mich herum schwierig war.
Dein persönlicher Rückzugsort
Der sichere Ort, sowohl in der Natur als auch in dir selbst, ist essenziell für dein Wohlbefinden und deine innere Stabilität. Indem du dich gut vorbereitest und ausrüstest, kannst du die Natur in vollen Zügen geniessen und dich dort sicher fühlen. Gleichzeitig helfen dir Achtsamkeit, Selbstreflexion und eine resiliente Haltung dabei, diesen sicheren Ort auch in dir selbst zu finden und zu stärken.
So schaffst du dir einen stabilen und sicheren Rückzugsort, der dir in jeder Lebenslage Halt und Geborgenheit bietet – unabhängig davon, was um dich herum passiert. Welch ein Geschenk in unserer doch eher instabilen Welt 😊